Wissen Sie, was ein „kriminogener Großraum“ ist, liebe Leser?

Salopp formuliert ist dies eine Gegend, in der die Chancen relativ gut stehen, dass Sie dort um Smartphone, Bargeld und anderes Eigentum erleichtert werden, und man Ihnen nebenbei noch, wie der Wuppertaler so schön sagt, ordentlich das Beffchen poliert. Mitunter gerne auch mal unter Zuhilfenahme von Werkzeugen. Deshalb nennt der Volksmund solche Viertel auch sehr treffend „No go Areas“. Da wir aber solche in NRW laut unserem Innenminister Jäger nicht haben bleiben wir einfach bei dem Begriff „kriminogener Großraum“. Klingt ja auch ganz gut, nicht wahr?

Ein solcher ist inzwischen die Wuppertaler Gathe (Link; öffnet in neuem Fenster) – eine Straße, die einstmals als Kneipen- und Vergnügungsmeile in der ganzen Stadt bekannt und beliebt war. Damals konnte man in Elberfeld auch des morgens um drei Uhr noch über die Straße gehen, ohne Angst haben zu müssen. Das Schlimmste, was einem im Normalfall damals passieren konnte, war, dass ein Polizeiwagen neben einem anhielt und man gefragt wurde, ob man nach Hause gebracht werden möchte. Der Autor hat dies selbst erlebt.

Inzwischen hat sich das Ambiente allerdings gründlich gewandelt: Heutzutage kann man diese Gegend bestenfalls noch als Biotop bezeichnen – allerdings eines der eher zweifelhaften Art. Und dies bezieht sich längst nicht mehr nur auf die Gathe – auch in den umliegenden Straßen möchte man nächtens lieber nicht mehr unterwegs sein. Dort wie auch in der Elberfelder Fußgängerzone bestimmen zunehmend ausgeprägte Parallel-, wenn nicht gar Gegengesellschaften, das Stadtbild, was nicht unbedingt zu jedermanns Wohlbefinden beiträgt. Zwar ist sicher nicht davon auszugehen, dass jeder, der einem dort über den Weg läuft, in dunklen Geschäften unterwegs ist, aber trotzdem macht sich bei immer mehr Bürgern das deutliche Gefühl breit, dass Wuppertal bei der alteingesessenen Bevölkerung keine Heimatgefühle mehr hervorzurufen vermag. Kein Wunder, ähneln doch die Elberfelder und Barmer Innenstädte sowie ganze Stadtteile inzwischen mehr orientalischen Lebensräumen denn einer deutschen Großstadt. Das muss man mögen.

Und da dies nicht jeder mag, hören wir in Gesprächen mit Bürgern auch immer wieder, dass viele aus genau diesen Gründen sowohl die Elberfelder als auch die Barmer Innenstadt meiden und nur noch betreten, wenn es sich gar nicht anders machen lässt. Ansonsten macht man lieber einen großen Bogen darum. Dies erstaunt nicht wirklich, denn niemand geht gern dort bummeln, wo er sich eher verdrängt als zu Hause fühlt. Die Auswirkungen sind denn auch überall sichtbar – einkaufen kann man nämlich auch im Internet.

Seit November 2015 hat die Stadt Wuppertal nun eine „Qualitätsoffensive Innenstadt Elberfeld“ ins Leben gerufen (Link; öffnet in neuem Fenster) und „einen umfassenden Beteiligungsprozess angestoßen. Ziel ist die Planung und Entwicklung der Elberfelder Innenstadt im intensiven Dialog mit den Akteuren vor Ort und der Wuppertaler Öffentlichkeit. Dabei soll ein gemeinsamer Handlungsleitfaden sowie ein gemeinsames Zukunftsprofil erarbeitet werden, welches über die alltäglichen Rahmenbedingungen hinaus die zukünftigen Anforderungen und Chancen des Zentrums berücksichtigt“.

Ein an sich lobenswertes Unterfangen, bei dem unter anderem die folgenden Fragen aktuell diskutiert werden sollen:

  • Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dem Umbau des Döppersbergs?
  • Wie kann die Elberfelder Innenstadt als Wohnstandort gestärkt werden?
  • Wie können kulturelle Angebote in der Elberfelder Innenstadt ergänzt oder gestärkt werden?

Es bleibt zu hoffen, dass man dabei auch unbequeme Themen wie die völlig verfehlte Zuwanderungspolitik und ihre massiven Folgen auf die Städte, ohne Tabus thematisiert und in die Maßnahmenfindung mit einfließen läßt, denn wenn dies nicht geschieht dürften jegliche Entwicklungsbemühungen zum Scheitern verurteilt sein und der zukünftige Platz am Döppersberg dem gleichen traurigen Schicksal entgegen sehen wie der Berliner Platz. Nicht zuletzt wäre übrigens zu überlegen, inwieweit seitens der Stadt auch die Landesregierung, die durch ihre Politik nicht unerheblich zum Entstehen der heutigen Zustände beigetragen hat, in die Pflicht genommen werden kann, damit die notwendigen Änderungen und damit eine Verbesserung der Attraktivität nicht nur der Innenstadt erreicht werden können.

Gehen Sie zu diesen Veranstaltungen, liebe Leser, bringen Sie sich ein, und nehmen Sie dabei kein Blatt vor den Mund. Und wo wir gerade dabei sind: Kriminogene Zonen gibt es nicht nur in Elberfeld. In anderen Stadtteilen geht es nicht minder spannend zu, wie dieser Bericht zeigt (Link; öffnet in neuem Fenster).

Vielleicht sollte man gleich eine „Qualitätsoffensive Wuppertal“ ins Auge fassen.